music theory
As a music theorist, Michael Pinkas has participated in conferences at the University of Music and Theater Leipzig, University of Music Freiburg, Mozarteum University Salzburg, and Basel Academy of Music. His music theoretical research focuses on: theory of harmony in Central Europe around 1900, the performative perception of form, and the analysis of contemporary music.
Michael Pinkas
orcid.org: 0000-0003-3519-4936
mdw.academia.edu: MichaelPinkas
Publications & Conferences
Publications [5]
(1) Pinkas, Michael (2024). »Julian Caskel, Frithjof Vollmer, Thomas Wozonig (Hgg.): Softwaregestützte Interpretationsforschung. Grundsätze, Desiderate und Grenzen«, in: Die Tonkunst, Oktober 2024, Nr. 3.
(2) Pinkas, Michael (2024 aufgenommen, im Peer-Review-Verfahren). »Offener Leerraum. Auditive und performative Wahrnehmung von Gesten am Beispiel der Komposition Noli me tangere von Isabel Mundry«, in: Musiktheorie & künstlerische Forschung. 23. Jahreskongress der Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH Proceedings 2023). Abstrakt.
(3) Pinkas, Michael (2023 aufgenommen, im Peer-Review-Verfahren). »Ein Gegenmodell zu Schönbergs Konzept der entwickelnden Variation: Implikationen der Aufführungsgeschichte in Brahms Streichquartett op. 51/1«, in: Modelle. 22. Jahreskongress der Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH Proceedings 2022). Abstrakt.
(4) Pinkas, Michael (2022 aufgenommen, im Peer-Review-Verfahren). »Riemann-Rezeption in Tschechien, Zu Otakar Šíns Harmonielehren aus den Jahren 1922 und 1933«, in: Tonsysteme und Stimmungen. 21. Jahreskongress der Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH Proceedings 2021). Abstrakt.
(5) Pinkas, Michael (2022). »Tempting of Speech in Music Education: Reflections on Thomas Mann’s Doktor Faustus«, Theology and Philosophy of Education 1 (2), 25-32.
Conferences [5]
(1) Pinkas Michael (2023), Freiburg, 23th Congress of the Gesellschaft für Musiktheorie, »Der Schaffensprozess des musikalischen Analysierens und Komponierens anhand hörbiographischer und autoethnographischer Methoden – dargestellt am Beispiel Isabel Mundrys Noli me tangere«
(2) Pinkas Michael (2022), Salzburg, 22th Congress of the Gesellschaft für Musiktheorie, »Ein Gegenmodell zu Schönbergs Konzept der entwickelnden Variation: Implikationen der Aufführungsgeschichte von Johannes Brahms‘ Streichquartetten op. 51«
(3) Pinkas Michael (2022), St. Moritz, Salonorchester der Alpen, »Traditionsreiche Engadiner Musikquellen neu arrangiert: Fantasie über alte rätoromanische Tänze und Prager Straßenmusik«
(4) Pinkas Michael (2022), Leipzig, Weimarer Tagung, »Jahren in Algerien: Suche des Fremden bei Émile Jaques-Dalcroze und Béla Bartók« Abstrakt.
(5) Pinkas Michael (2021), Basel, 21th Congress of the Gesellschaft für Musiktheorie, »Riemann-Rezeption in Tschechien: Zu Otakar Šíns Harmonielehre«
Artistic Publications
(1) Pinkas, Michael (2023), Virtues and Vices für Streichquartet, Wien: Universal Edition,
ISBN: UES 105 503-000.
(2) Pinkas, Michael (2023), Reflections, Trio für Violine, Violoncello, Cembalo, Wien: Universal Edition,
ISBN: UES 107 769-000.
(3) Pinkas, Michael (2021), Capriccio für Violine, Wien: Universal Edition,
ISBN: UES 103 730-110.
(4) Pinkas, Michael (2020), Tanz für 2 Violinen, Wien: Universal Edition,
ISBN: UES 107 768-000.
(5) Pinkas, Michael (2019), Cadenza für Viola, Wien: Universal Edition,
ISBN: UES 107 767-131.
Abstracts
(1) Pinkas, Michael (2024). »Julian Caskel, Frithjof Vollmer, Thomas Wozonig (Hgg.): Softwaregestützte Interpretationsforschung. Grundsätze, Desiderate und Grenzen«, in: Die Tonkunst, Oktober 2024, Nr. 3.
Das im Dezember 2022 erschienene Buch Softwaregestützte Interpretationsforschung: Grundsätze, Desiderate und Grenzen knüpft an Vorträge der Online-Tagung Aspekte softwaregestützter Interpretationsforschung im April 2021 sowie an einen im November 2021 stattgefundenen Workshop an. Es enthält überarbeitete, miteinander verlinkte Beiträge, überdies ein frei zugängliches Online-Repositorium der Materialien und Datensätze sowie Video-Tutorials auf YouTube. Das Buch zeigt, dass es in der heutigen Interpretationsforschung nicht nur notwendig ist, neue Erkenntnisse zur Aktualisierung des Wissens zu gewinnen, sondern auch vorwiegend gemeinschaftlich in einer wissenschaftlichen Fachcommunity Problemstellungen als multiperspektivisches Bild zu erforschen. Die hohe Komplexität der insgesamt zwei Keynotes und 18 weiteren Beiträge in dem rezensierten Buch wird auch dadurch erreicht, dass sie gleichzeitig sowohl aktualisierte praktische und pragmatische, grundsätzliche Schritt-für-Schritt-Anweisungen zur computergestützten Analyse als auch übergreifende Methodendiskussionen bezüglich des Sinns und Zwecks der gemessenen Daten bietet.
(2) Pinkas, Michael (2024 aufgenommen, im Peer-Review-Verfahren). »Offener Leerraum. Auditive und performative Wahrnehmung von Gesten am Beispiel der Komposition Noli me tangere von Isabel Mundry«, in: Musiktheorie & künstlerische Forschung. 23. Jahreskongress der Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH Proceedings 2023).
Die Komposition Noli me tangere (2019/20) von Isabel Mundry für Schlagzeugsolo und Ensemble, entstanden als musikalische Reaktion auf Jean-Luc Nancys gleichnamiges Buch, entfaltet Strukturverläufe von Gesten, die ein Verhältnis zwischen Berühren, Hören und Sehen andeuten. Dies wird performativ durch die am Bauch der SchlagzeugsolistIn befestigten Tamburine und das Atemgeräusch, das durch einen aus beiden Händen geformten Hohlraum als Resonanzkörper verstärkt wird, dargestellt. Dabei wird auf die Ästhetik des Performativen sowie die Diskussion über den Begriff des ›Körpers‹ zurückgegriffen.
Zuerst wird die performative Ebene der Form im Bezug auf die szenischen Aktionen der musikalischen DarstellerInnen skizziert. Anschließend erfolgt die nächste Ebene der auditiven Analyse, die die salienten Hörereignisse den szenischen Aktionen zuordnet. Erst danach wird eine auditive Analyse der Mikroform durchgeführt, die die Transformationen der Gesten einbezieht. Dabei wird mit Hörbildern bzw. performativen Bildern gearbeitet, die mit dem Spektrogramm kombiniert werden, um die Klänge zeitlich einordnen zu können. Eine grundlegende Voraussetzung der performativen und auditiven Analyse ist in diesem Kontext, sich eher auf die Aufnahmen als auf die Partitur zu konzentrieren, um zu verfolgen, was tatsächlich gehört wird, was bewusst salient und was unbewusst wahrgenommen wird.
Obwohl diese Art der Erfahrung nicht künstlerisch im Sinne des Spielens, also des Berührens, verkörpert ist, wird hier dennoch spielerisch mit der Konzeption der körperlichen Metaphern in Mundrys Komposition umgegangen. Bei der Vorstellung, dass das Hören im Ensemble bei der Abwendung der Blechblassgruppe nach hinten zum Berühren wird (»Das Berühren vollzieht sich im Hören.«), kann in diesem Sinne auch das Analysieren und dessen Erkenntnisse als verkörpert wahrgenommen werden. Dies bedeutet, dass nicht nur aktives Hören, sondern auch das aktive Einbeziehen des Gedächtnisses durch das Memorieren der Ausgangsgesten vorausgesetzt wird. Ziel ist es, eine offene Praxis des Analysierens darzustellen, die anhand der kurzen Aufnahmen zum weiteren Analysieren einlädt.
(3) Pinkas, Michael (2023 aufgenommen, im Peer-Review-Verfahren). »Ein Gegenmodell zu Schönbergs Konzept der entwickelnden Variation: Implikationen der Aufführungsgeschichte in Brahms Streichquartett op. 51/1«, in: Modelle. 22. Jahreskongress der Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH Proceedings 2022).
Musikalische Interpretationen können Resultate musikanalytischer Texte bestätigen, sie können aber auch als deren Korrektiv wirken. Anhand von 13 zwischen 1923 und 2016 entstandener Aufnahmen von Brahms' Streichquartett c-Moll, op. 51.1 wird dargestellt, inwieweit sich das von Arnold Schönberg in seinem Aufsatz »Brahms der Fortschrittliche« (1933/1951) erprobte, Intervallrelationen ins Zentrum stellende Analysekonzept der entwickelnden Variation im realen Streichquartettspiel umsetzt.
Analytische Versuche mit Konzentration auf Intervallrelationen sind im angelsächsischen Bereich vielfach unternommen worden (u.a. Reti 1951, Forte 1983, Whittall 1987), und direkt an Schönbergs Konzept knüpfte Rainer Wilke (1980) an, der es auch an Streichquartetten Brahms, Regers und Schönbergs selbst erprobte. Heftige Kritik an diesen Zugängen seitens Egon Voss‘ (1996), der bemängelte, dass harmonische Bedeutungen von Intervallen unberücksichtigt blieben, oder eine alternative Sichtweise Friedhelm Krummachers (2009), der eine zeitgenössische Konzertkritik von Hermann Deiters (1878) zum Modell seines Analysierens machte, hatten in Ansätzen bereits die Wahrnehmung ins analytische Handeln einbezogen.
Dieser Ansatz soll weitergeführt werden. Welche von Schönbergs Analyseresultaten werden von Aufnahmen bestätigt? Wo realisieren die Aufnahmen ein musikalisches Denken, das dem von Schönberg fern ist? Welche Analyseergebnisse Schönbergs lassen sich über das Hören des Gespielten bestätigen und welche nicht? Anhand der Analyse der Tempi wird weiter auf c-Moll-Quartett Aufnahmen versucht, die Plastizität des Umgangs mit melodischen Linie in Beziehung zur ›entwickelnden Variation‹ und der ›musikalischen Prosa‹ zu setzen, um zu zeigen, wie die temporalen Tempoänderungen in mikro- und makroformalen Rahmen zu den Intervallrelationen oder Motiven in Beziehung stehen, die wiederkehrend als Grundlage der meisten Brahmschen-Analysen dienen.
(4) Pinkas, Michael (2022 aufgenommen, im Peer-Review-Verfahren). »Riemann-Rezeption in Tschechien, Zu Otakar Šíns Harmonielehren aus den Jahren 1922 und 1933«, in: Tonsysteme und Stimmungen. 21. Jahreskongress der Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH Proceedings 2021).
Riemanns Funktionstheorie stieß sehr bald nach dessen ersten Veröffentlichungen zu dem Thema bei tschechischen Musiktheoretikern auf Interesse. Dies zeigte sich in überwiegend kritischen Beiträgen zur dualistischen Theorie oder solchen, in denen die Funktionstheorie explizit abgelehnt wurde; sie stammten u. a. von František Z. Skuherský (1885), Otakar Hostinský (1887), Karel Stecker (1889) und Leoš Janáček (1912). Nach seinem Eintritt in das Prager Konservatorium veröffentlichte Otakar Šín (1881–1943), der ein Schüler Steckers (und gleichzeitig ein Kritiker von dessen Pädagogik) war, seine Nauka o harmonii na základě melodie a rytmu [Harmonielehre auf Grund der Melodie und des Rhythmus] (1922), die als erste tschechische Harmonielehre funktionstheoretisch konzipiert war und die die allzu schematische auf Generalbass basierte Nauka o harmonii [Harmonielehre] (1887) seines Vorgängers Josef Foerster ersetzen sollte.
Obwohl Šíns Lehrbuch für die praktische pädagogische Arbeit gedacht ist und damit eine Behandlung standardmäßiger Gegenstände im Zentrum steht, enthält es zusätzlich neuartige Ideen, mit denen ihr Verfasser Riemanns Funktionstheorie auf zeitgenössische Musik anzuwenden versucht. In der zweiten Ausgabe seiner Nauka o harmonii na základě melodie a rytmu [Vollständige Harmonielehre auf Grund der Melodie und des Rhythmus] (1933) ersetzt Šín die Riemannschen Zeichen für Nebendreiklänge durch Kombinationen von Zeichen für Hauptfunktionen, gefolgt von Zeichen für Akkordkombinationen, mit denen die Musik seiner Gegenwart erklärt werden sollte.
Doch fehlt bis heute die Einbeziehung von Šíns Lehrbuch in die europäische Theorie-Landschaft. Im deutschsprachigen Gebiet ist das Lehrbuch von Šín kaum bekannt, es stellt indes ein wichtiges Zeugnis der Verbindung zwischen neuerer deutschsprachiger und tschechischer Musiktheorie dar. Sie kann an den Harmonielehren von Hugo Riemann (1887), Rudolf Louis/Ludwig Thuille (1907), Ernst Kurth (1920) oder des Riemann-Schülers Hermann Erpf (1927) verfolgt werden.
(5) Pinkas, Michael (2022). »Tempting of Speech in Music Education: Reflections on Thomas Mann’s Doktor Faustus«, Theology and Philosophy of Education 1 (2), 25-32.
The article deals with the temptation of speech in the teaching of music, as highlighted in Thomas Mann’s Doktor Faustus. Within the framework of the teacher-pupil, pupil-narrator and narrator-reader dialogue in Thomas Mann’s Doktor Faustus, a new perspective on the perception of music is formed without a single note being played. Words are meant to take us to imagery. Correspondingly, is it possible to talk about the music that exists, to construct ideas logically, but to be distant from the identity of what is heard? Such questions are the basis of the hermeneutic spiral of analysis-interpretation and the subject of teacher-pupil dialogue, where true insight can be born.